Jüdische Stimme zu Orbáns Äußerungen über Rassenvermischung
27. Jul. 2022Obwohl der ungarische Ministerpräsident bei seinen Äußerungen über die Vermischung von Rassen die Masseneinwanderung aus dem außereuropäischen Ausland vor Augen gehabt hatte, halten verschiedene Kommentatoren und Spitzenvertreter des Judentums Orbáns Worte für verstörend. Einer seiner Repräsentanten weist jedoch darauf hin, dass es sich bei Ungarn um ein für jüdische Menschen sicheres Land handele.
Der Vorsitzende der größten jüdischen Organisation hat um ein Treffen mit Regierungschef Viktor Orbán gebeten, nachdem dieser gesagt hatte, dass die Ungarn keine gemischte Rasse seien und auch nicht beabsichtigten, eine solche zu werden (siehe BudaPost vom 26. Juli).
András Heisler, Vorsitzender des Nationalrats jüdischen Gemeinden in Ungarn (Mazsihisz), erklärte gegenüber Klubrádió, dass die Worte des Ministerpräsidenten seine Gemeinschaft beunruhigt hätten. Immerhin wiesen die Beziehungen zwischen der Regierung und der jüdischen Gemeinschaft zahlreiche positive Elemente auf, die nicht durch Kommentare zur Rassentheorie getrübt werden sollten, so der Mazsihisz-Chef in dem Radiointerview.
Auch der Vorsitzende einer konkurrierenden jüdischen Gemeinschaft kritisiert Orbán in gedämpftem Ton: In einem Interview mit dem Portal Neokohn äußerte Shlomo Köves, der Oberrabbiner der Vereinigten ungarisch-jüdischen Kultusgemeinde EMIH, einer Tochtergesellschaft der in den USA ansässigen Chabad-Lubawitsch-Bewegung, er könne die Ansicht des Ministerpräsidenten nachvollziehen, wonach das jüdisch-christliche Erbe in den Industrieländern an Einfluss verliere. Jedoch halte er die Verwendung des Wortes „Rasse“ für unglücklich.
Péter Weisz warnt davor, „den Worten eine übertriebene Bedeutung beizumessen“. Stattdessen fordert der Vorsitzender des konservativen Israelitischen Arbeitskreises István Barankovics die Orbán-Kritiker auf Mandiner zur „Anerkennung der Tatsachen“ auf. Weisz erläutert: In Budapest seien jüdische Mitbürger im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Städten sicher, was sich größtenteils auf die Null-Toleranz-Politik der Regierung gegenüber Antisemitismus und den Widerstand gegen eine massenhafte illegale Einwanderung zurückführen lasse.
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