Wochenpresse über entlassene Wetterdienstchefs
29. Aug. 2022Die Entscheidung des Technologieministers, die Leiterin des nationalen Wetterdienstes samt ihres Stellvertreters zu entlassen, stößt bei zahlreichen Kommentatoren – darunter auch ein glühender Anhänger der Regierung – auf heftige Kritik. Offensichtlicher Grund für die Personalentscheidung war die Absage des für den Nationalfeiertag am 20. August (Stephanstag) geplanten traditionellen Großfeuerwerks in Erwartung eines Gewittersturms, der dann allerdings ausblieb.
In ihrem Leitartikel schreibt das Wochenmagazin 168 Óra, dass es nicht die Schuld der Meteorologen sei, wenn das Wetter manchmal unerwartete Kapriolen schlage. Die Redakteure erinnern die Entscheidungsträger an ihre eigenen Fehler bei der Vorhersage von Inflation oder Wirtschaftswachstum. (Zur Vorgeschichte siehe BudaPost vom 25. August.)
Einmal mehr hat Magyar Narancs ihre eigene Version der Geschehnisse: Das linksliberale Magazin äußert die Vermutung, dass die Behörden das Feuerwerk deswegen abgesagt hätten, weil nur relativ wenige Menschen aus anderen Landesteilen in die Hauptstadt geströmt seien, um sich das Spektakel anzusehen. Nach Angaben der Redaktion haben die Satellitenbilder am Mittag des 20. August keinerlei Anzeichen für einen heraufziehenden Sturm erkennen lassen.
Für Szabolcs Szerető ist der „Sturm über dem Sturm, der nie tobte“ ein unbedeutender Vorfall, der die öffentliche Aufmerksamkeit von einem wichtigeren Ereignis ablenke. In Magyar Hang verweist Szerető auf den Beschluss die Regierung, inmitten der aktuellen finanziellen Probleme Vodafone Ungarn in Partnerschaft mit einem Privatunternehmen zu kaufen (siehe BudaPost vom 24. August).
In seiner ersten Stellungnahme zum Fall der beiden entlassenen Meteorologen stellt sich ein der Regierung sehr nahestehender Publizist an deren Seite: Die Meteorologen hätten sich nicht geirrt, schreibt András Bencsik, Chefredakteur des Wochenmagazins Demokrata. Am Abend des 20. August habe es geregnet, es sei windig gewesen – doch habe sich das wenige Kilometer entfernt abgespielt. Bencsik erklärte am Donnerstagabend im Fernsehsender Hír TV die Entlassung der beiden Meteorologen zur Fehlentscheidung. Sie wäre möglicherweise nicht getroffen worden, wäre Ministerpräsident Orbán nicht gerade im Urlaub gewesen.
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