Der Ukraine-Krieg in ungarischer Perspektive
12. Sep. 2022Aus zwei neuen Meinungsumfragen geht hervor, dass die Ungarn sowohl Wladimir Putin als auch Wolodymyr Selenskyj gegenüber negativ eingestellt sind. Doch auch die Reaktion der ungarischen Regierung auf den Krieg in der Ukraine stellt immer weniger Menschen im Land zufrieden.
György Kerékgyártó interpretiert eine Umfrage des Instituts Századvég als Beweis für den Friedenswillen der Ungarn. (Laut der Századvég-Erhebung sind 86 Prozent der Ungarn der Meinung, dass die Großmächte Verhandlungen zur Beendigung des Krieges in der Ukraine aufnehmen sollten – Anm. d. Red.) In der regierungsnahen Magyar Hírlap vertritt der Kolumnist die Auffassung, dass die Ungarn den Krieg so schnell wie möglich beenden wollen, denn dessen weitere Verlängerung würde die Wirtschafts- und Energiekrise zusätzlich verschärfen, so die allgemeine Befürchtung. Kerékgyártó beobachtet zudem eine offenbar veränderte Einstellung der Ungarn gegenüber der Ukraine und Russland: Seit Februar sei der Anteil derjenigen, die den ukrainischen Präsidenten Selenskyj negativ einschätzen, von 52 auf 68 gestiegen. Zugleich sei der russische Präsident Putin im September von 69 Prozent kritisch beurteilt worden – im Vergleich zu 72 Prozent im August.
Népszava hingegen kommentiert eine aktuelle Untersuchung des Publicus-Instituts, derzufolge die Ungarn mit der Reaktion der Regierung auf den Krieg in der Ukraine immer unzufriedener werden. (Laut Umfrage ist der Anteil der mit der Reaktion der Regierung zufriedenen Ungarn seit April von 66 auf 42 Prozent gesunken – Anm. d. Red.) Allerdings konstatiert die linke Tageszeitung auch: Eine große Mehrheit von 79 Prozent stimme nach wie vor mit der Regierung darin überein, dass Ungarn keine Waffen zur Unterstützung der Ukraine bereitstellen sollte. Ein ähnlich hoher Prozentsatz der Befragten (68 Prozent) pflichte den Anstrengungen der Regierung zur Unterstützung ukrainischer Migranten bei. Gleichzeitig vertreten nur 29 Prozent der Befragten die Ansicht, dass Ungarn sowohl zu Russland als auch zur Europäischen Union zeitgleich gute Beziehungen unterhalten könne. Im April hätten dies noch 45 Prozent geglaubt, so Népszava. Die Publicus-Umfrage zeige auch, dass Regierungs- und Oppositionswähler den Krieg nach wie vor unterschiedlich wahrnehmen: Demnach sehen 88 Prozent der Oppositionswähler in dem Krieg eine russische Aggression – eine Aussage, die lediglich von 46 Prozent der Fidesz-Anhänger vertreten werde.
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