„Unsere Heimat” enthüllt im Parlamentsbüro eine Horthy-Büste
2. Sep. 2022Abgeordnete einer rechtsradikalen Partei haben in ihrem Parlamentsbüro eine Büste des Reichsverwesers Miklós Horthy enthüllt. Vor diesem Hintergrund wirft ein linker Kolumnist dem Fidesz vor, sich auf den Horthy-Kult zu stützen. Ein konservativer Kommentator hingegen meint, dass die tendenziösen Horthy-Interpretationen der Linken eine vernünftige Auseinandersetzung unmöglich machen würden.
Am Jahrestag des Zweiten Wiener Schiedsspruchs von 1940, in dessen Folge Nordsiebenbürgen wieder an Ungarn angegliedert wurde, enthüllte die rechtsextreme Partei „Unser Vaterland“ (Mi Hazánk) im Parlamentsgebäude eine Büste des Zwischenkriegsregenten Miklós Horthy. Die Zeremonie fand im Büro der stellvertretenden Parlamentspräsidentin und stellvertretenden Vorsitzenden der Partei, Dóra Dúró, statt. Zuvor hatte Parlamentspräsident László Kövér die Durchführung der Zeremonie in den gemeinsamen Räumlichkeiten des Parlamentsgebäudes verboten.
Der Fidesz habe die Horthy-Büste nicht komplett aus dem Parlamentsgebäude verbannt, kritisiert András Vas. Der linke Kommentator räumt in einem Artikel für die Tageszeitung Népszava ein, dass Fidesz-Politiker (einschließlich Ministerpräsident Orbán im Jahr 2015) deutlich festgestellt hätten, dass Regent Horthy keinen Platz im Parlament habe. Dennoch wirft der Autor der Regierungspartei vor, sich an der Wiederbelebung des Horthy-Kults zu beteiligen. Ohne konkrete Beispiele zu nennen behauptet Vas, dass die Regierung die Politik des Horthy-Regimes nachahme und auch die Zwischenkriegszeit als wichtige Bezugsgröße in der Erinnerungspolitik verwende. Vas spekuliert sogar, dass der Fidesz beschlossen habe, die Horthy-Statue nicht vollständig zu verbieten, weil der Skandal der Regierung helfe, die Aufmerksamkeit von den explodierenden Energiepreisen abzulenken.
László Petrin von Magyar Hírlap vertritt die Auffassung, dass die tendenziösen und verzerrten Ansichten der Linken über Horthy eine vernünftige Bewertung seiner Leistungen unmöglich machen und der extremen Rechten die Möglichkeit eröffnen würden, sich die Ära Horthy anzueignen und sie für politische Zwecke auszunutzen. Horthy habe bei der Erholung der ungarischen Wirtschaft und der Stabilisierung des Landes nach dem Schock des Ersten Weltkriegs und der Gewalt der kurzlebigen Ungarischen Räterepublik eine hervorragende Arbeit geleistet, behauptet Petrin und fährt fort: Horthy habe während des Zweiten Weltkriegs alles in seiner Macht Stehende getan, um Juden zu retten. Er macht darauf aufmerksam, dass viele Juden ihm während seines Exils in Portugal finanzielle Hilfe angeboten hätten. Nebenbei bemerkt Petrin, dass der Vorsitzende der Demokratischen Koalition nach wie vor in einem von einer jüdischen Familie beschlagnahmten Haus lebe. Abschließend plädiert der Kolumnist für eine objektive Bewertung von Horthys historischer Leistung.
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