Zu den „Nebenwirkungen“ des Ukraine-Krieges
19. Nov. 2022Ein linksorientierter Kommentator wirft der Regierung vor, sie unternehme nicht genug, um die Abhängigkeit Ungarns von russischen Energielieferungen zu verringern. Die wichtigste regierungsnahe Tageszeitung widmet binnen zweier Tage gleich zwei Leitartikel ihrer Forderung nach einem sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine.
István Marnitz macht darauf aufmerksam, dass, solange der Krieg in der Ukraine andauere, die Gas- und Öllieferungen aus Russland jederzeit unterbrochen werden könnten. (In dieser Woche war der Ölzufluss aufgrund eines durch russische Luftangriffe verursachten Stromausfalls zum Erliegen gekommen – Anm. d. Red.) Dieses Problem habe rasch gelöst werden können, notiert Marnitz in der Tageszeitung Népszava. Eines Tages jedoch könnten auch die zentralen Elemente der Pipeline betroffen sein, mahnt der Kolumnist und wirft der Regierung vor, in unverantwortlicher Weise darauf zu vertrauen, dass die russischen Lieferungen ohne gravierende Probleme weitergehen würden.
In Magyar Nemzet interpretiert László Szőcs den Vorfall als Warnsignal, dass der Krieg weit über die Ukraine hinaus weitere Probleme verursachen könnte. Als deutlich schwerwiegenderes Exempel führt er den Fall einer verirrten ukrainischen Flugabwehrrakete an, die in Polen zwei Menschen getötet habe. Laut Szőcs kann keine der beiden Seiten aus einem sofortigen Waffenstillstand samt anschließenden Friedensgesprächen ausschließlich Vorteile ziehen. Beide dürften sicherlich Verluste erleiden. Allerdings würden sie bei einer Fortsetzung der Kämpfe unvergleichlich mehr verlieren, ist Szőcs überzeugt.
In der gleichen Tageszeitung fordert László Szentesi Zöldi die Vereinigten Staaten auf, sie mögen einen baldigen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen in die Wege leiten. Die Ukraine sei „kein entscheidender Faktor in diesem Konflikt“, so der Leitartikler, „zahlt für ihn jedoch den höchsten Preis“. Mit jedem Tag ohne Waffenstillstand würden die Chancen der Ukraine auf ein normales Leben in absehbarer Zukunft sinken. Ursache seien die zunehmenden Verluste an Menschenleben, eine immer stärker zerstörte Infrastruktur sowie die anhaltende massenhafte Auswanderung, mahnt Szentesi Zöldi.
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