In memoriam Papst Benedikt
6. Jan. 2023Ein konservativer Kommentator bezeichnet Papst Benedikt als einen der letzten Europäer. Ein linksliberaler Philosoph wiederum wirft der Regierung vor, sie missbrauche Religion als politisches Instrument.
Levente Sitkei würdigt Papst Benedikt als „einen der letzten echten Europäer“. Der regierungsnahe Kolumnist der Tageszeitung Magyar Nemzet unterscheidet zwischen Europäischsein und der Europäischen Union und macht geltend, dass Ersteres die Achtung kultureller Traditionen und einer bestimmten Lebensweise impliziere. Europa benötige das Christentum, behauptet Sitkei. Gleich zu Beginn seines Pontifikats habe Benedikt mit seiner Namensgebung nach einem der Schutzheiligen Europas daran erinnern wollen, dass Europa seine Identität, seine Religion und seine traditionellen Werte verteidigen müsse.
Mit Blick auf die Teilnahme von Regierungschef Viktor Orbán und Staatspräsidentin Katalin Novák an den Beisetzungsfeierlichkeiten des emeritierten Papstes wirft György Gábor der Regierung vor, das Christentum als politisches PR-Instrument zu missbrauchen. In Hírklikk äußert der linksliberale Philosoph die Ansicht, dass die Regierung mit ihren theatralischen Inszenierungen an die Tradition des „politischen Katholizismus“ anknüpfen wolle. Dieser habe das Christentum benutzt, um Juden auszugrenzen und die feudalen sozialen Hierarchien festzuschreiben, wettert Gábor.
Tags: Christentum, Erinnerung, Papst Benedikt XVI., Religion