Jobbik-Kandidat gewinnt Nachwahlen in Jászberény
19. Jan. 2023Politische Beobachter machen sich über die Folgen der Nachwahl des Bürgermeisters von Jászberény ihre Gedanken. Den Urnengang hatte ein von den meisten linken Parteien unterstützter Jobbik-Kandidat gewonnen.
Am Sonntag hat der gemeinsame Kandidat von fünf Oppositionsparteien mit Zweidrittelmehrheit die Bürgermeister-Nachwahlen in der Stadt Jászberény gewonnen. Der Jobbik-Politiker Lóránt Budai war als Bewerber einer Nichtregierungsorganisation angetreten, die von den wichtigsten linken Oppositionsparteien – mit Ausnahme der Demokratischen Koalition – unterstützt wird. Letztere hatte ihre Anhänger aufgerufen, nicht für Budai zu stimmen, weil der Jobbik-Politiker im Jahr 2018 Zitate von Adolf Hitler und Pfeilkreuzler-Führer Ferenc Szálasi als Posting veröffentlicht hatte. (Die Pfeilkreuzler waren die „ungarischen Nazis“.)
Die wichtigste Schlussfolgerung, die Mátyás Kohán aus der Nachwahl in Jászberény zieht, lautet: Selbst Oppositionswähler hassen die Budapester Linkspartei-Eliten. Der konservative Kommentator von Mandiner führt den Erfolg Budais darauf zurück, dass er sich auf lokale Themen und nicht auf die ideologische Agenda der Linken fokussiert habe. Kohán hält das Ergebnis von Jászberény für nicht repräsentativ, da die landesweite Unterstützung für den Fidesz (unter den entschiedenen Wählerinnen und Wählern) nach wie vor bei über 50 Prozent liege.
Auch László Iván Nagy warnt in Heti Világgazdaság vor Rückschlüssen aufgrund des Resultats in Jászberény. Die Wahl lege nahe, so der liberale Analyst, dass sich auch die Wählerklientel der Opposition von den linken Parteien entfremdet habe – und sie gleichzeitig von ihnen eine Zusammenarbeit gegen den Fidesz erwarte.
Miklós Hargitai von Népszava liest aus der Nachwahl ebenso eine Botschaft heraus. Demnach wünschten die Wählerinnen und Wähler der Opposition eine Zusammenarbeit der Regierungsgegner. Hargitai fragt sich allerdings, ob der Sieg eines Jobbik-Politikers, der sich dezidiert nazistisch geäußert habe, als Erfolg für die Linke gefeiert werden könne.
In Magyar Nemzet vermutet Dorka Gabay, dass sich die Opposition künftig hinter offiziell von lokalen NGOs nominierten Kandidierenden verstecken werde, um diejenige Wählerschaft zu mobilisieren, die Bewerberinnen und Bewerber aus den Reihen der unbeliebten Oppositionsparteien nicht unterstützen würde.
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