Wartezeit beendet: Akkreditierung für neuen ukrainischen Botschafter
12. Aug. 2023Fachleute gehen davon aus, dass der neue Botschafter – ein ethnischer Ungar – deswegen monatelang auf seine Akkreditierung warten musste, weil die Ukraine ein ähnliches Verfahren mit dem ungarischen Botschafter in Kiew veranstaltet hatte.
Ungarn hatte im März ein Schreiben des ukrainischen Außenministeriums erhalten, in dem der Name des neuen ukrainischen Botschafters bekannt gegeben wurde. Am Donnerstag nun gab es darauf einen positiven Bescheid aus Budapest. Bei dem Diplomaten handelt es sich um Soziologieprofessor Sándor Fegyir. Bekannt wurde er vor allem deshalb, weil er seinen Studenten Videovorlesungen von der Front aus hielt, wo er in der ukrainischen Armee diente. Fegyirs Vater war halb ungarisch, halb slowakisch, seine Mutter je zur Hälfte italienisch und ukrainisch. Er selbst betrachtet sich als Ungar.
Zoltán Novák hält die verspätete Antwort auf die ukrainische Note für einen Hinweis auf die gestörten Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Im Fernsehsender ATV begründete der politische Analyst bei der unabhängigen Denkfabrik Méltányosság (Unparteilichkeit) seine Einschätzung mit der Tatsache, dass Ungarn auf einen Waffenstillstand und Friedensgespräche zur Beilegung des Konflikts dränge, während die Ukraine diese Haltung als Ausdruck unzureichender Solidarität angesichts einer dreisten Aggression Russlands interpretiere. In derselben Sendung verwies Andrea Virág, Analystin am liberalen Republicon Institut darauf, dass der ungarische Botschafter in der Ukraine vor seiner Akkreditierung sechs Monate lang von der Ukraine hingehalten worden sei, währenddessen Präsidentin Katalin Novák vergeblich um ein Telefonat mit Präsident Wolodymyr Selenskyj ersucht habe. Unterdessen sende die Präsidentin auffällige Signale positiver Gefühle gegenüber der Ukraine aus, was laut Virág das Ergebnis einer Rollenteilung zwischen Regierungschef Viktor Orbán und ihr sein könnte. Novák werde der Ukraine in naher Zukunft einen Besuch abstatten, fügte Virág hinzu.
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