Im Fokus der Wochenpresse: Péter Magyar
25. Mar. 2024Als Péter Magyar, der geschiedene Ehemann von Ex-Justizministerin Judit Varga, am 15. März auf einer Kundgebung mit 25.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Gründung einer neuen Partei der Mitte ankündigte, hatten die Wochenzeitungen bereits gedruckt vorgelegen. In dieser Woche nun äußern sich die meisten Kommentatoren skeptisch über Magyars Initiative.
Dass die linksliberalen Intellektuellen Ungarns erwarten, ihr Messias komme von rechts und habe so genannte desillusionierte Fidesz-Anhänger im Gepäck, bezeichnet Gábor Bencsik als eigenartig. Nach Momentum-Gründer András Fekete-Győr und dem ehemaligen Oppositionskandidaten Péter Márki-Zay sei Magyar der dritte Möchtegern-Retter dieser Art in Folge, so der Publizist im regierungsnahen Magazin Demokrata. Bencsik schlussfolgert, dass „es nicht genügt, von rechts zu kommen, man muss auch Talent haben, um erfolgreich zu sein“.
In Mandiner zitiert Dániel Kacsoh eine aktuelle Meinungsumfrage, aus der hervorgeht, dass von den 16 Prozent der Befragten, die Magyars neue Partei unterstützen würden, die meisten ehemalige Anhänger von linken Parteien seien. Nur zwei Prozent hätten demnach früher den Fidesz gewählt. Kacsoh vermutet, dass der Skandal um häusliche Belästigung Magyars politischer Karriere ein frühes Ende bescheren werde. Der Kolumnist würde es begrüßen, wenn dies der drei Kinder Magyars – und der breiten Öffentlichkeit allgemein – zuliebe geschähe. (Zum so genannten Belästigungsfall siehe BudaPost vom 22. März)
In einem ihrer drei Leitartikel interpretiert das liberale Magazin Magyar Narancs den Polizeibericht über einen Streit zwischen Magyar und seiner Ehefrau vor über drei Jahren als typisches Beispiel dafür, dass „das Imperium zurückschlägt“. Ein solcher Rufmordversuch stehe beispielhaft für den gegenwärtigen Zustand des Landes – nämlich dafür, was passiere, wenn man erfolgreich Zehntausende von Menschen zum Protest gegen die Regierungspolitik versammeln könne. Die Leitartikler nennen den Belästigungsvorwurf gar „ein relativ mildes Symptom dessen, was aus Ungarn geworden ist“.
Péter Magyar habe wenig Charisma und kaum revolutionäre Ideen, beobachtet Réka Kinga Papp. In einem Artikel des Wochenmagazins Heti Világgazdaság erklärt sie die Begeisterung der oppositionellen Presse über ihn mit zwei nebeneinander existierenden Fehlern: Der erste sei der Gedanke, dass die Opposition die Anhänger der gegnerischen Seite ins Visier nehmen müsse. Dabei könne eine solche Politik nur dazu führen, dass die eigene Botschaft ins Leere laufe. Der zweite Fehler sei die Manie des Wartens auf einen Messias, die Papp zufolge die unangefochtene Autorität von Ministerpräsident Orbán unter seinen eigenen Anhängern widerspiegele. Stattdessen sollte sich die Opposition mit den brennenden Problemen des Landes befassen, schlägt die Autorin vor.
Szabolcs Szerető von Magyar Hang hingegen hofft, dass die Initiative Péter Magyars nicht zu denen gehören werde, die lediglich ein paar Wochen überdauerten. Es sei falsch, seine Unterstützer als naive, auf einen Messias wartende Menschen zu bezeichnen. Stattdessen glaubt Szerető, dass eine erhebliche Nachfrage nach einer neuen Oppositionskraft existiere und Magyar „die Angebotspalette liefern kann“. Allerdings könne seine Partei ab sofort keine Ein-Mann-Show bleiben, wolle sie überleben. Er sollte Verbündete finden, um eine Bewegung hinter seiner künftigen Partei zu etablieren – und zwar lieber früher als später, schließt Szerető.
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