Oppositionskandidaten haben bei Wahlwiederholungen die Nase vorn
15. Nov. 2019Ein linksorientierter sowie ein regierungsfreundlicher Kolumnist machen sich Gedanken über die Folgen des Wahlsieges eines von der Opposition aufgestellten Kandidaten, dessen Sympathien für Hitler und Szálasi dokumentiert sind.
Am Sonntag wurde in zehn Gemeinden die Kommunalwahl vom 13. Oktober wiederholt. In den meisten dieser Orte schnitten die Oppositionskandidaten gegenüber dem ursprünglichen Urnengang besser ab. Interessant ist vor allem der Wahlausgang in der Stadt Jászberény, wo sich der von allen Oppositionsparteien unterstützte Jobbik-Vertreter Lóránt Budai mit 62 Prozent der Stimmen gegen den Fidesz-Kandidaten durchsetzen konnte. Noch vor einem Monat hatte es ein äußerst knappes Resultat gegeben. Laut einem vor der Wahlwiederholung ausgestrahlten Bericht des regierungsnahen Senders Hír TV hatte Budai vor einigen Jahren Äußerungen Adolf Hitlers und des Anführers der faschistischen Pfeilkreuzler im Zweiten Weltkrieg, Ferenc Szálasi, auf seiner Facebook-Profilseite gepostet.
In einem Kommentar für Népszava interpretiert Miklós Hargitai die Ergebnisse vom Sonntag als gewaltigen Sieg für die Opposition. Die wiederholten Wahlen hätten bewiesen, dass die Ungarn von der Regierung zunehmend genug hätten und bereit seien, jeden gemeinsam von der Opposition aufgestellten Kandidaten zu unterstützen. Im Hinblick auf Budais Sieg in Jászberény meint Hargitai, dass das Wahlvolk ihn gewählt habe, da es seine einstigen rassistischen Kommentare auf Facebook für unbedenklicher hielte als „die rassistischen Stereotypen, die zur täglichen Praxis und Kommunikation der Regierung gehören“. Hargitai geht so weit, der Regierung „Nazi-Angstmacherei als politisches Marketinginstrument“ gegen Budai vorzuwerfen.
Eigenartig, dass die Opposition die Wahl einer Person als Sieg feiere, der Sympathien für Hitler und Szálasi hege. Dieselben Politiker und Intellektuellen, die Budais dokumentierter Rassismus offenbar nicht besonders störe, würden der Regierung regelmäßig, aber ohne greifbare Beweise faschistische und sogar Nazi-Sympathien zur Last legen, schreibt Bence Apáti in einem Kommentar, der auf der Webpräsenz des regierungsnahen Hír TV veröffentlicht wurde. In Erwiderung auf den Artikel Hargitais notiert Apáti, dass jene, die der Regierung vorwerfen würden, Budais Facebook-Posts als „politisches Marketinginstrument“ zu nutzen, zynisch seien und mit zweierlei Maß messen würden. Der Fall zeige, so Apáti abschließend, dass „linke Propagandisten“ alles tun würden, was ihrer Meinung zu einem Sieg über Ministerpräsident Orbán und den Fidesz beitragen könnte.
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