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22-Jährige wird stellvertretende Staatssekretärin

7. Dec. 2019

Der Opposition nahestehende Medien bezeichnen die Ernennung einer so jungen Frau zur stellvertretenden Staatssekretärin für Jugend als anormal, während ein regierungsfreundlicher Kommentator den Kritikern der Personalentscheidung Doppelzüngigkeit vorwirft.

Die 31-jährige Boglárka Illés, stellvertretende Staatssekretärin für Jugend und Chancenentwicklung, wurde im Herbst dieses Jahres zur stellvertretenden Vorsitzenden der Fidesz-Jugendorganisation Fidelitas, gewählt. Daraufhin legte sie ihr Amt nieder und wurde nun durch die 22-jährige Studentin Zsófia Rácz ersetzt, die als politische Analystin bei der regierungsnahen Denkfabrik Alapjogokért Központ (Zentrum für Grundrechte) gearbeitet sowie als ungarische Jugend-Delegierte bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen gewirkt hatte.

Im Klubradio hat der ehemalige sozialistische Justizminister Péter Bárándy die Möglichkeit ausgeschlossen, dass eine 22-Jährige über die notwendige Reife sowie das Wissen verfügen könnte, um als hochrangige Regierungsbeamtin zu fungieren. Darüber hinaus bedauert der Ex-Minister auch die vom Kabinett beschlossene Gesetzesänderung, die die Personalie erst möglich macht. (Bislang galt als Voraussetzung für entsprechende Berufungen ein abgeschlossenes Hochschulstudium – Anm. d. Red.) „Gesetze maßzuschneidern, kommt einer Negation des Rechts gleich“, lautet der Kommentar Bárádys.

Péter Lovász äußert die Vermutung, dass die junge stellvertretende Staatssekretärin ihre Ernennung abgelehnt hätte. Auf jeden Fall, so Lovász auf Hírklikk, sei Zsófia Rácz wahrscheinlich eine vernünftige Person – im Gegensatz zu denen, die sie ernannt hätten.

In einem Kommentar für Népszava führt András Kósa eine Reihe von Fällen an, bei denen die Fidesz-Regierung Gesetze verändert hat, um Personen für verschiedene Positionen nominieren zu können. Er erinnert aber auch daran, dass Tamás Deutsch – ein Gründungsmitglied des Fidesz und heute Mitglied des Europäischen Parlaments – vor zwanzig Jahren nicht zum Minister für Jugend und Sport ernannt worden sei. Zunächst habe er sein Studium an der Budapester Eötvös Loránd Universität abschließen müssen.

In Magyar Hírlap hingegen wirft Zsófia Jobbágyi allen diesen kritischen Stimmen Doppelmoral vor. Sie hätten auch nicht protestiert, als die 18-jährige Blanka Nagy im Oktober als Oppositionskandidatin für einen Sitz im Gemeinderat kandidiert habe. (Die Schülerin war durch ihre gegen Fidesz-Politiker und ihre Anhänger gerichteten Tiraden, darunter auch der Staatspräsident, bekannt geworden. Näheres über Blanka Nagys Politik-Debüt siehe BudaPost vom 19. Januar 2019 – Anm. d. Red.) Jobbágyi erwähnt auch das Beispiel von Ádám Ficsor, der vor elf Jahren als 28-Jähriger zum Minister für die Geheimdienste in der Regierung von Ferenc Gyurcsány ernannt worden war.

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