Wird die Corona-Epidemie instrumentalisiert?
14. Mar. 2020Angesichts der allmählich steigenden Zahl von positiv auf das Coronavirus getesteten Personen (am Freitagvormittag waren es 19) werfen sich Kommentatoren beider politischer Lager gegenseitig vor, sie würden die Pandemie für ihre eigenen Zwecke missbrauchen.
In der Überschrift seiner Népszava-Kolumne wirft Miklós Hargitai dem Ministerpräsidenten „Hetze“ vor. Anstatt das medizinische Personal mit den notwendigen Hilfsmitteln zur Bekämpfung des Virus auszustatten, greife die Regierung auf eine fremdenfeindliche Rhetorik zurück, um von ihrer Inkompetenz abzulenken.
(Hargitai bezieht sich auf eine Äußerung Viktor Orbáns, wonach es aufgrund der Tatsache, dass die meisten neuen illegalen Einwanderer nach Europa aus dem oder durch den Iran gekommen seien, einen offensichtlichen Zusammenhang zwischen der Coronavirus-Epidemie und der Migration gebe – Anm. d. Red.)
Der linksorientierte Kolumnist erwidert, dass diese Asylsuchenden alle durch die Türkei eingereist seien, aus der man fast keine Corona-Fälle vermeldet habe. Es sei bedauerlich, dass sich die Regierung „eher um Propaganda als um die Epidemie selbst kümmert“.
In Magyar Nemzet vergleicht Zsolt Bayer linke Kollegen und Oppositionspolitiker mit Figuren aus Boccaccios Decamerone. Sie würden eine Geschichte nach der anderen erzählen, während sie vor der Epidemie des schwarzen Todes im Florenz des 13 Jahrhunderts geflüchtet seien. Der Unterschied jedoch bestehe darin, dass in ihren Erzählungen die ganze Schuld der ungarischen Regierung in die Schuhe geschoben werde.
(Bayer kritisiert vor allem András Jámbor von Mérce, der sich über den stellvertretenden Ministerpräsidenten und christdemokratischen Parteivorsitzenden Zsolt Semjén und seinen Rat lustig gemacht hatte, in den Kirchen häufiger Gottesdienste abzuhalten. Jámbor vermutet, dass der stellvertretende Regierungschef die Kirchen dazu einladen würde, das Verbot von Versammlungen in geschlossenen Räumen mit über 100 Teilnehmern zu umgehen – Anm. d. Red.)
Nein, erwidert Bayer, Semjén wolle das Risiko minimieren. Diejenigen, die aus der Epidemie Kapital schlagen wollten, „befeuern das Virus“, urteilt Bayer.
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