Nekrolog auf den 1. Mai
21. May. 2021Ein linker Autor beklagt das Verschwinden der Arbeiterbewegung in Ungarn, nachdem der diesjährige 1. Mai nicht gefeiert wurde – zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg.
In Népszava bezeichnet András D. Szebeni die Nach-Wende-Jahrzehnte als eine kontinuierliche Abfolge von Niederlagen für die Belange der Arbeiterklasse. Der Autor beklagt, dass die Politik die Arbeit konsequent abgewertet habe, während die Bedeutung des Geldes immer weiter aufgewertet worden sei. Roter Stern, Hammer und Sichel seien als vermeintlich totalitäre Symbole verboten worden, obwohl sie die Würde der arbeitenden Menschen repräsentierten. Die Feiern zum 1. Mai hätten sich immer mehr in eine Art Vergnügungsparkveranstaltung entwickelt, wo die Leute Hot Dogs essen und Bier trinken würden. Und dieses Jahr hätten unter dem Vorwand der COVID-19-Beschränkungen überhaupt keine Feiern mehr stattgefunden, beklagt Szebeni. Das einzige positive Zeichen, das er im heutigen Ungarn in dieser Hinsicht erkennen könne, sei ein „vernünftiges“ Urteil des Verfassungsgerichts zur Abschaffung des 2018 verabschiedeten so genannten „Sklavengesetzes“. (Das Gesetz hatte die Zahl der jährlich erlaubten Überstunden auf 400 angehoben, siehe z.B. BudaPost vom 21. Januar 2019 – Anm. d. Red.)
Tags: 1. Mai, Arbeiterbewegung