Außenseiter Márki-Zay gewinnt Vorwahlen der Opposition
19. Oct. 2021In ersten Kommentaren nach der Bekanntgabe von Márki-Zays Sieg am späten Sonntagabend vertreten linksliberale Kommentatoren die Ansicht, dass der unerwartete Erfolg des Bürgermeisters eines Provinzstädtchens denjenigen Ungarn neue Hoffnung gebe, die die amtierende Regierung im April abzuwählen wünschten.
Péter Márki-Zay, der einsame Neuling, habe die Oppositionsparteien besiegt – werde sie jedoch brauchen, um Ministerpräsident werden zu können, betont Péter Pető. Sein Sieg, so der liberale Kommentator auf 24.hu, ähnele in vielerlei Hinsicht dem unerwarteten Erfolg Donald Trumps aus dem Jahr 2016 sowie der Wahl von Außenseitern in Führungspositionen in der Slowakei oder auch dem Aufschwung der Fünf-Sterne-Bewegung in Italien.
In einem Beitrag für 444 beschreibt Péter Magyari das Ergebnis der Vorwahlen nicht zuletzt als einen Hinweis darauf, dass die „oppositionell gesinnte Öffentlichkeit“ nicht nur den Fidesz abwählen wolle, sondern auch von den regierungskritischen Parteien kaum besonders begeistert sei. Dennoch hätten die Oppositionsführer nun keine andere Wahl, als sich hinter Márki-Zay zu stellen, um die Wahlen im nächsten Jahr zu gewinnen.
Miklós Hargitay erkennt in der Wahl von Márki-Zay zum gemeinsamen Kandidaten der Opposition für das Amt des Ministerpräsidenten einen weiteren Beweis dafür, dass Ungarn in den letzten Jahrzehnten nach rechts gerückt sei. Sogar innerhalb der Opposition habe die Linke ihre Vorherrschaft eingebüßt, notiert Hargitay in der Tageszeitung Népszava. Die Menschen hätten erkannt, dass sie einen moderaten Politiker des rechten Spektrums wählen müssten, wenn sie den amtierenden Regierungschef Viktor Orbán bei den Wahlen im nächsten Jahr besiegt sehen wollten. Möge die vielgestaltige Opposition nun geschlossen bleiben und das Land im April 2022 zu einer neuerlichen Überraschung führen, gibt Hargitay seiner Hoffnung Ausdruck.