Ungarns Nationalhymne im Brennglas der Politik
24. Jan. 2023Seit 1989 wird am 22. Januar der Tag der ungarischen Kultur begangen. Es ist der Tag, an dem Ferenc Kölcsey 1823 den Text der späteren ungarischen Nationalhymne vollendete. Kommentatoren der beiden politischen Lager ziehen anlässlich des 200. Jahrestags politische Lehren.
In Magyar Nemzet zitiert Dávid Megyeri Ministerpräsident Viktor Orbán, der sich am Jahrestag im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes äußerte. Demnach sei Kölcseys Hymne zwar ein an Gott gerichtetes Gebet, aber die Ungarn sängen sie im Stehen und nicht auf den Knien. Megyeri fordert die Opposition auf, sie möge „sich auf die ungarische Seite stellen und die irrsinnigen Weisungen reicher Ausländer ignorieren“.
In einem Beitrag für die Tageszeitung Népszava hingegen beklagt Miklós Hargitai die althergebrachte Sitte, die Hymne zur Rechtfertigung der aktuellen Politik zu instrumentalisieren. Er beklagt auch die seiner Meinung nach bestehende Tradition der Ungarn, sowohl die Worte der Hymne wörtlich zu nehmen und ihre Missstände zu betonen, anstatt für deren Beseitigung zu kämpfen, als auch darauf zu warten, dass Gott ihr Schicksal wende.
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