Wochenpresse über Péter Magyar und den Wahlkampf
29. Apr. 2024In den vergangenen Tagen erlebte der Wahlkampf für die Europa- und Kommunalwahlen am 9. Juni seinen Auftakt. Dabei zeigten sich die meisten Kommentatoren über den raschen Erfolg von Péter Magyar überrascht. Es folgen Erklärungsversuche.
Für Zoltán Lakner ist Péter Magyar der wichtigste Faktor, der die politische Agenda im Laufe des Frühjahrs bestimmen werde. Daher seien die Europawahlen für alle Beteiligten von Bedeutung, da ein massiver Wahlerfolg des Fidesz längst noch keine ausgemachte Sache sei, so Lakner in Jelen. Der Kolumnist verzichtet auf Vorhersagen, da sich die Dinge derzeit ständig bewegen würden und er keine der verfügbaren Meinungsumfragen für unabhängig und transparent genug hält.
Magyar Hang widmet dem Phänomen Péter Magyar stattliche vier Artikel. Unter anderem führt András Lányi seinen Erfolg auf die Verschlechterung der Lebensbedingungen von Millionen von Ungarn in den letzten Jahren zurück. Lány zufolge hat das Orbán-Regime seine Versprechungen hinsichtlich eines besseren Lebens für alle nicht eingelöst. Seine Abwahl sei nur eine Frage der Zeit.
Auch György Petőcz vertritt die Auffassung, dass Ungarn derzeit einen Wandel in der öffentlichen Meinung erlebe. Dieser dürfte allerdings nur dann zu einem Regimewechsel führen, wenn das Narrativ der Regierung entkräftet werde. Dieses Narrativ, so Petőcz in Élet és Irodalom weiter, beschreibe die Bevölkerung als verhängnisvoll gespalten, wobei sich die beiden Hälften konträr und feindlich gegenüberstünden. Péter Magyar hingegen mache deutlich, dass seine Bewegung Linken und Rechten, Liberalen und Konservativen gleichermaßen offenstehe. Wenn sich diese integrative Interpretation der Politik durchsetze, so Petőcz, werde das amtierende Regime fallen.
Gábor Bencsik vom regierungsnahen Magazin Demokrata hingegen glaubt, dass Magyar mit seinen eng anliegenden Hemden, Sneakers und hochgeschlagenen Kragen ein professionelles Marketing-Phänomen sei, ohne seinen Kunden zu offenbaren, was er außer sich selbst anzubieten habe. Ein solcher Ansatz könne längerfristig kaum erfolgreich sein, denn in der Politik müsse man konsequent sein und sich zum Zwecke des Erfolgs einer guten Sache verschreiben.
In Magyar Narancs weist Máté Csabai dagegen auf einige wesentliche Elemente in den Reden von Magyar hin. Demnach habe sich der Fidesz in Richtung rechtsradikale Politik bewegt und Magyar sei bestrebt, das dadurch in der Mitte entstandene Vakuum zu füllen. Diesem Ziel diene eine ideologiefreie Bewegung, die eine breite Palette von Menschen auf der Grundlage dessen vereine, was Magyar als „nationales Minimum“ bezeichne.
Márton Földes macht innovative Züge in Magyars Kampagnenarbeit aus. Er erreiche junge Menschen über eine Social-Media-Plattform, die ursprünglich für Gaming-Gruppen erfunden worden sei und auf der er mit jungen Menschen interagiere, die Facebook nicht mehr nutzen. Sein Discord-Kanal verzeichne 20.000 Besucher, und ihre Zahl wachse täglich. Es stimme, schreibt Földes in Heti Világgazdaság, dass diese Plattform auch von regierungsnahen Kreise entdeckt und so zu einem Kanal werden könnte, auf dem sie Magyar zu diskreditieren versuchten.
Mandiner hat Péter Magyar in den zurückliegenden zwei Wochen nicht mehr erwähnt. Anlässlich der bevorstehenden Europawahl veröffentlicht das Magazin einen Kommentar von Fanni Lajkó, einer Nachwuchswissenschaftlerin der regierungsnahen Denkfabrik Zentrum für Grundrechte. Sie äußert die Hoffnung, dass das Wahlvolk neue Leute ins Europäische Parlament hieven werde. Das wäre in den Augen Lajkós entscheidend, um den Frieden in der Ukraine, die nationale Souveränität, Maßnahmen zur Eindämmung der illegalen Einwanderung sowie die Zurückdrängung der Gender-Ideologie und des Wokeismus voranzubringen.
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