Neue regierungsfreundliche Monatszeitschrift heftig kritisiert
9. Jan. 2014Das geplante exklusive Monatsmagazin zeige, wie die Regierung Autoren und Künstler an die Kette legen wolle, argwöhnt Népszabadság. Das Internet „lodert” vor scharfzüngigen Kommentaren, während sich junge Autoren des rechten Spektrums von dem Projekt distanzieren.
Jeder, der eine Zusammenarbeit ablehne, riskiere gut dotierte Verträge, gibt sich Népszabadság im Leitartikel auf der Titelseite überzeugt und reagiert mit diesem Vorwurf auf Pläne der Regierung, eine neue Zeitschrift auf den Markt zu bringen. (Imre Kerényi, ein ehemaliger Theaterdirektor und jetziger „Regierungsbeauftragter für die Erhaltung kultureller Werte“, hatte eine Liste von 100 möglichen, meist regierungsfreundlichen Autoren veröffentlicht, die die Seiten des exklusiven Magazins füllen sollen – zusammen mit prominenten Regierungsvertretern und dem Ministerpräsidenten höchstpersönlich. Laut Kerényis Brief besteht die Mission der Monatszeitschrift unter dem geplanten Titel Magyar Krónika (Ungarische Chronik) darin, den „von der Regierung geförderten Ideenreichtum“ aufzuzeigen – Anm. d. Red.) Népszabadság gibt zwar zu, dass auch frühere Regierungen versucht hätten, ihre eigenen Sympathisanten unter Künstlern und Autoren zu fördern, jedoch wirft das Blatt der Regierung nunmehr vor, Dissidenten komplett von Regierungsverträgen auszuschließen. Diejenigen, die damit an den Rand gedrängt würden, seien frei, das Wort gegen die Regierung zu erheben, während regierungsfreundliche Künstler kooperieren müssten, da sie viel zu verlieren hätten.
Heti Válasz veröffentlicht eine Liste von über einem Dutzend prominenter Autoren, die öffentlich ihre Weigerung erklärten, für das neue Monatsmagazin schreiben zu wollen, obgleich ihre Namen auf der Liste Kerényis aufgeführt wurden. Dazu gehören der stellvertretende Ministerpräsident Tibor Navracsics, der Chefredakteur von Heti Válasz Gábor Borokai samt dreier seiner Kollegen sowie Akademiemitglied Szilveszter E. Vizi, dereinst Präsident der Ungarischen Akademie der Wissenschaften.
Auch junge Blogger aus dem rechten Spektrum drücken ihre Empörung über das Projekt aus. Jobbegyenes fragt: „Was ist wohl der Grund dafür, dass Kerényi die Rechte ständig in Misskredit zu bringen vermag?“ Frustriert fügt der Autor hinzu, dass das Rechtssein „als Resultat solcher epochaler Ideen ein zunehmend hoffnungsloses Gefühl darstellt“.
Anhand dieser Reaktionen und der steigenden Anzahl von potenziellen Autoren, die es ablehnen, für Magyar Krónika zu schreiben, meint Gergő Plankó auf 444: Kerényi habe es letztlich geschafft, vernünftige Menschen von rechts und links zusammenzubringen, „wenn auch nur für einen Tag“.
Tags: Magyar Krónika, Propaganda