Sohn von Orbán des Presserummels überdrüssig
19. Jul. 2014Die Stieftochter eines früheren sozialistischen Ministerpräsidenten verurteilt die Presse massiv und wirft ihr vor, sie ruiniere den Traum eines jungen Mannes. Hintergrund ist die mediale Aufregung über die gemeinsame Anwesenheit von Orbán-Junior an der Seite seines Vaters in der VIP-Loge des Maracana-Stadions von Rio de Janeiro am Abend des Fußball-WM-Endspiel.
„Hyänen der Boulevardpresse ist es erneut geglückt, die Träume eines Jugendlichen zu zerstören“, schreibt Anita Tornóczky auf ihrer Facebookseite, was wiederum Péter Erdélyi zu einem sarkastischen Kommentar auf 444 animiert. Eine Welle des Sarkasmus ergießt sich über diese Angelegenheit, vor allem, seit Gáspár Orbán 444 gebeten hatte, nicht weiter über ihn zu berichten, weil er keine Person von öffentlichem Interesse sei. Die Redakteure von 444 wiesen das Ansinnen mit dem Hinweis zurück, dass er gemeinsam mit der deutschen Staats- und Regierungsspitze in der VIP-Loge gesessen habe. Die Blogseite von Magyar Narancs beschäftigte sich in zwei Kommentaren mit dem jungen Fußballer und ließ ihn dabei wissen, dass er kein Recht auf irgendwelche Privilegien habe, da Ungarn „vorerst“ keine Monarchie sei. Spekuliert wird auch, dass er deshalb als Freiwilliger einer Hilfsorganisation nach Afrika gehen werde, weil „er zu viel weiß“ und deswegen von der Heimat ferngehalten werde müsse. Tatsächlich hat Gáspár Orbán seinen Klub darüber informiert, dass er sich (als 22-Jähriger) von ihm verabschieden und die christliche Hilfsorganisation Empower a Child bei deren Engagement in Uganda unterstützen werde.
Tornóczky erinnert daran, dass sie 24-jährig erlebt habe, wie ihr Stiefvater Péter Medgyessy zum Ministerpräsidenten gewählt wurde und von 2002 bis 2004 amtierte. Anstatt ihre Leistung (als Fernsehproduzentin und Reporterin) aufgrund der entsprechenden Maßstäbe zu beurteilen, sei ihr vorgeworfen worden, alle Wege würden ihr von ihrem Stiefvater geebnet. „In ähnlicher Art und Weise schert es niemanden, ob Gáspár Orbán etwas zur Zukunft des ungarischen Fußballs beizutragen vermag. Ist es wirklich so ungeheuerlich, wenn ein Fußballprofi neben seinem Vater sitzt, der, seit er als Ministerpräsident amtiert, in VIP-Logen platziert wird?“, fragt Tornóczky. Ihr Kommentar löste wütende Reaktionen aus, deren Verfasser sie zunächst aus ihrer Freundesliste verbannte. Danach löschte sie die Kommentare selbst, um der Welle von Beschimpfungen Einhalt zu gebieten.
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