Zahl der in Großbritannien lebenden Ungarn stark übertrieben
15. Aug. 2014Magyar Nemzet kritisiert heftig Gerüchte, wonach angeblich eine Million Ungarn ihre Heimat Richtung Großbritannien verlassen hätte, und bezeichnet entsprechende Berichte als geschmacklose und abwegige Wahlpropaganda. Aktuell arbeiten rund 150.000 ungarische Staatsbürger im Vereinigten Königreich.
Hírhatár, ein Nachrichtenportal mit Verbindungen zur Demokratischen Koalition, berichtete jüngst unter Berufung auf eine namentlich nicht genannte Mitarbeiterin der britischen Arbeitsagentur, dass laut einer von ihrer Behörde durchgeführten Untersuchung über eine Million Ungarn als in Großbritannien beschäftigt registriert seien. Allerdings stellte sich rasch heraus, dass diese Agentur gar nicht existiert und die Behörden aufgrund von in beiden Ländern veröffentlichten offiziellen Daten die Anzahl der im Vereinigten Königreich registrierten ungarischen Beschäftigten auf knapp unter 150.000 beziffern.
In einem Leitartikel für Magyar Nemzet notiert Matild Torkos, dass die Meldung bereits im Juni auf einer anderen Nachrichten-Webseite veröffentlicht sowie von Experten umgehend widerlegt worden sei. Die Autorin bezeichnet es demzufolge als um so sonderbarer, dass sie nur zwei Monate vor den Kommunalwahlen erneut aus dem Hut gezaubert werden sollte. Torkos fordert „extremistische linke Kräfte“ auf, ihre „Intrigen“ zu unterlassen und stattdessen der Öffentlichkeit mitzuteilen, weshalb sie ihre natürliche Stammwählerbasis – also die Arbeiter und die Angestellten ganz allgemein – in der Zeit massiver Privatisierungen von öffentlichem Eigentum in den 1990er Jahren im Stich gelassen hätten.
Im Übrigens sei der Weggang junger Leute aus Ungarn ein echtes Problem. Natürlich handele es sich bei der Reise- und Beschäftigungsfreiheit im Ausland um ziemliche Neuerungen für die Ungarn, denen unter dem Kommunismus derartige Möglichkeiten verwehrt geblieben seien. Andererseits wanderten Arbeitnehmer auch nach Ungarn ein, was beispielsweise zur Aufrechterhaltung des öffentlichen Gesundheitssystems unverzichtbar sei, gesteht die Autorin zu. Abschließend schreibt Torkis mit Blick auf diejenigen jungen Ungarn, die im Ausland bessere Verdienstmöglichkeiten suchen, dass die monatlich nach Hause geschickten Geldsummen darauf hindeuteten, dass sie nicht für immer im Ausland bleiben wollten.