Angela Merkel kommt nach Budapest
3. Dec. 2014In einem Kommentar zum angekündigten Budapest-Besuch von Angela Merkel äußert ein linksorientierter Kolumnist, die Bundeskanzlerin wolle Ministerpräsident Orbán dazu drängen, seinen – in den Augen des Autors – russlandfreundlichen Kurs aufzugeben. Ein Kollege aus dem konservativen Lager hingegen glaubt, dass die Kanzlerin Verständnis für die Haltung Ungarns habe.
Die Visite von Bundeskanzlerin Merkel in Budapest werde „die letzte Gelegenheit“ für Ministerpräsident Orbán sein, „seinen russlandfreundlichen Kurs aufzugeben“, schreibt András Dési in Népszabadság. (Der Besuch der deutschen Regierungschefin war am vergangenen Wochenende angekündigt worden – Anm. d. Red.). Der linke Kolumnist sieht in der Reise nach Budapest einen Beleg dafür, dass Deutschland Ungarn nicht isolieren, sondern vielmehr erneut in das westliche Bündnis eingliedern wolle. Mit Blick auf deutsche Kommentare geht auch Dési davon aus, dass Merkel in Budapest ihren Amtskollegen vor allem von der Notwendigkeit überzeugen wolle, die gegen Russland gerichteten Wirtschaftssanktionen zu verstärken sowie eine EU-Energieunion aufzubauen.
In Magyar Hírlap erinnert Gyula Máté T. daran, dass die ungarische Linke gehofft habe, Merkel werde Ministerpräsident Orbán nicht besuchen, bzw. falls doch, dass sie ihm eine Lektion erteilen werde. Auch der konservative Kolumnist geht davon aus, dass die gegen Russland gerichteten Sanktionen eines der zu besprechenden Themen sein werden. Doch werde die deutsche Kanzlerin nicht zu barsch Ungarn gegenüber auftreten. Auch Angela Merkel sei als zu russlandfreundlich kritisiert worden, als sie die North Stream-Pipeline unterstützt hatte. Demzufolge verstehe sie das Interesse der Orbán-Regierung an der Aufrechterhaltung guter Beziehungen zu Russland, dem wichtigsten Energielieferanten Ungarns, glaubt der Autor. Deutsche Unternehmen, die aufgrund der Sanktionen gegen Russland Verluste erlitten, übten ebenfalls Druck auf Angela Merkel aus, betont Máté und macht geltend, die Russland-Sanktionen lägen weder im Interesse Deutschlands noch Ungarns. Vielmehr dienten sie ausschließlich den Interessen der USA.
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