Hoher Einsatz in Tapolca
7. Apr. 2015Eine Woche vor der Nachwahl im Kreis Tapolca räumt ein konservativer Analyst ein, dass für den Fidesz einiges auf dem Spiel stehe. Gleichzeitig aber kritisiert er den für das Amt des Regierungschefs zuständigen Minister János Lázár für dessen an die Wähler gerichteten mahnenden Worte über mögliche negative Auswirkungen einer Stimmangabe zugunsten oppositioneller Parteien.
Auf der Webseite von Heti Válasz interpretiert István Dévényi die Äußerungen von János Lázár zu dem am kommenden Sonntag stattfindenden Urnengang als eine an die lokale Bevölkerung gerichtete Warnung vor der möglichen Wahl eines Oppositionskandidaten. Lázar hatte gesagt, die Regierung werde „weder mit Pfeilkreuzlern (den ungarischen Nazis – Anm. d. Red.) noch mit Kommunisten zusammenarbeiten. Darüber solle jeder in dem betreffenden Wahlbezirk nachdenken“.
(Es ist das erste Mal, dass ein führender Vertreter der Regierung das Wort „Pfeilkreuzler“ in den Mund genommen hat, um die rechtsextremistische Partei Jobbik zu charakterisieren. Diese Tatsache wird von der Presse als Auftakt einer neuen Anti-Jobbik-Kampagne interpretiert, da der Rechtsausleger laut den jüngsten Meinungsumfragen dem Fidesz mittlerweile gefährlich nahe gekommen ist [vgl. BudaPost vom 2. April]. Jobbik gilt vor dem Hintergrund aktueller Erhebungen in der Stadt Tapolca als Favorit eines Kopf-an-Kopf-Rennens, während die beiden anderen zum Wahlkreis gehörenden Stimmbezirke Hochburgen des Fidesz [in und um Sümeg] bzw. der MSZP [traditionell in Ajka am stärksten] sind. Lázár kündigte zudem an, dass Ministerpräsident Orbán auf dem Höhepunkt der Kampagne vor Ort sein werde. Der Wahlkreis Tapolca war noch vor elf Monaten problemlos vom Fidesz errungen worden. Die Nachwahl wurde notwendig, weil der seinerzeit gewählte Parlamentsabgeordnete im vergangenen Herbst verstorben war. Anm. d. Red.)
Dévényi erkennt an, dass für den Fidesz sehr viel auf dem Spiel stehe, vor allem angesichts der kürzlich in der Nachbarstadt Veszprém erlittenen Niederlage. (Bei der dortigen Nachwahl hatte die Linke einen durchschlagenden Sieg errungen – vgl. BudaPost vom 25. Februar.) Eine weitere Niederlage könnte Ausgangspunkt für eine gefährliche Talfahrt sein, während ein Sieg verunsicherte Fidesz-Wähler beruhigen könnte. Der Autor erklärt, niemals würde er jemanden zu einer Stimmabgabe entweder für Jobbik oder für die Sozialisten ermutigen. Dessen ungeachtet hätte Lázár die örtliche Bevölkerung nicht indirekt vor negativen Konsequenzen seitens der Regierung warnen dürfen, falls sie sich für einen Gegenkandidaten entscheiden sollte, kritisiert Dévényi.