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Zustrom von Asylsuchenden gestoppt

22. Oct. 2015

Nach Schließung der „grünen Grenze“ zu Kroatien am vergangenen Wochenende kommen kaum noch Flüchtlinge – bzw. Migranten, wie Asylsuchende in der hiesigen Diskussion überwiegend genannt werden – in Ungarn an. Am Dienstag beispielsweise wurden nur noch 25 Personen registriert. Angesichts dieser Tatsache setzen die Zeitungen ihren „Dialog der Schwerhörigen“ fort: Während die einen nach wie vor die menschliche Seite der Tragödie betonen, konzentrieren sich die anderen auf die Grenzen der europäischen Geduld und Toleranz.

Im Leitartikel auf der Titelseite von Népszabadság wird die Regierung einmal mehr heftig getadelt: Sie mache es praktisch jedem Asylsuchenden unmöglich, Zuflucht in Ungarn zu finden. Die Regierung sei für das Schicksal von Migranten verantwortlich, die unter freiem Himmel und eingehüllt in Decken des UNO-Flüchtlingshochkommissariats irgendwo in Kroatien die Nacht zu verbringen hätten – wie auf dem Foto zum Leitartikel zu sehen ist. Die linke Tageszeitung bezeichnet es als besonders traurig, dass die Nachbarländer Kroatien und Slowenien – die einst die zögerliche Haltung Ungarns gegenüber Einwanderern kritisiert hatten – nunmehr selbst „mit Menschen Pingpong spielen“. Sämtliche Lösungsansätze und Zweifel könnten sehr wohl zur Sprache kommen, schreibt Népszabadság, doch zuerst und vor allem müssten diese Menschen gerettet werden.

Für Ervin Nagy ist in Magyar Hírlap offensichtlich, dass europäische Gesellschaften mittlerweile weitgehend ablehnend auf die Immigrationswelle reagieren würden. Politiker, die die Frage einzig und allein als eine moralische Angelegenheit behandelten, darunter auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, verlören an Einfluss. Der Autor weist warnende Worte der Kanzlerin an die Adresse osteuropäischer Länder zurück, wonach diese sich für die ihnen von der Europäischen Union entgegengebrachte Solidarität erkenntlich zeigen sollten (durch die Aufnahme ihres Anteils am Flüchtlingsaufkommen – Anm. d. Red.). Ungarn sei zwar ein Nettoempfänger von EU-Subventionen, doch sollten diese Gelder Verluste schwächerer Teilnehmer an einem unsymmetrischen Wettbewerb ausgleichen, argumentiert Nagy und fährt fort: Tatsächlich hätten internationale Multis die ungarische Leichtindustrie im Laufe der vergangenen 25 Jahre groß gemacht. Allerdings seien die meisten dieser Fabriken mittlerweile wieder geschlossen worden.

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