Szydlo zu Gesprächen in Budapest
10. Feb. 2016In Osteuropa habe sich eine neue Form der Partnerschaft aufgetan, in der die vier Visegrád-Länder (V4) die Chance hätten, ihrer Stimme in einem geteilten Europa mehr Gewicht zu verleihen, verkündet Magyar Idők. Népszabadság wiederum vermutet, dass es Polen um weit mehr gehen könnte, als nur die V4.
Ein gemeinsames Grundverständnis habe Mitteleuropa vereint, behauptet Zoltán Kottász in Magyar Idők. Sein Leitartikel trägt den Titel „Visegrád erneut auf der Landkarte“ und befasst sich einen Tag nach dem Besuch der polnischen Ministerpräsidentin Beata Szydlo in Ungarn mit der Wiederauferstehung der V4. Der erste Schritt zur Bildung dieser neuen Koalition sei die Reparatur der brüchig gewordenen Beziehungen zwischen Ungarn und der Slowakei gewesen, erinnert die regierungsfreundliche Tageszeitung, was in einer neuen Ära des Pragmatismus gemündet habe. In ihr hätten der slowakische Sozialdemokrat Robert Fico und der rechtskonservative Viktor Orbán eine gemeinsame Basis gefunden, um ihre jeweiligen nationalen Interessen zu erkennen. Die neue polnische Regierung stärke nur die, wie der Autor es nennt, „Achse Warschau-Bratislava-Budapest“. Diese Bande seien mit der sich zuspitzenden Migrationskrise nur noch nützlicher geworden, die die fundamentalen Unterschiede im Denken in Ost- und Westeuropa ans Tageslicht befördert habe. „Wir sind kein europäischer Superstaat und das ist gut so“, fährt Kottász fort. Budapest, Warschau, Bratislava und Prag sei nun die Möglichkeit gegeben worden, ihre Stimme in Europa zu verstärken. Diese Möglichkeit auch zu nutzen, sei das Gebot der Stunde, so der Autor abschließend.
In einem Kommentar betont auch Népszabadság, dass die Migrationskrise die Länder einer Region zusammengeführt habe, die in anderen Fragen – wie dem Ukraine-Konflikt – höchst gespalten erscheine. Auf der anderen Seite vermutet die führende Tageszeitung des linken Spektrums, dass Polen versuche, eine regionale Interessenvertretung zu schmieden, die weit über die Dimension der Visegrád-Kooperation hinausreiche: Sie würde sich vom Baltikum bis zur Adria und zum Schwarzen Meer erstrecken. Ein nettes Konzept, gibt Népszabadság zu, doch warnt Kommentator András Dési, dass dies nur innerhalb der Europäischen Union Sinn ergäbe, denn die so dringend benötigten Entwicklungsgelder flössen ausschließlich aus einer Richtung: dem Westen.
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