Proteste zum 15. März – ein Auftakt oder das Ende?
18. Mar. 2016Die Forderung nach einer Entschuldigung „für die vergangenen sechs Jahre“ erregt weiter die Gemüter. Eine Frage lautet, ob die Aufforderung seitens der Pädagogen an Regierungschef Viktor Orbán und Staatspräsident János Áder dazu beitragen werde, dass sich der Lehrerprotest in eine politische Kraft umwandelt oder bereits das Ende von allem signalisiert.
Der Chefredakteur von Népszava ist sich unsicher, ob die Budapester Massendemo vom Dienstag eine Wechselbewegung lostreten werde. Immerhin interpretiert Péter Németh sie als Quelle der Ermutigung. Ministerpräsident Orbán agiere immer unberechenbarer, beobachtet Németh, glaubt aber auch, dass Menschen wie die Demonstranten vom 15. März ihn aufhalten könnten. Zumindest aber hätten sie bewiesen, dass „wir keine Angst vor dem Wolf haben“ (eine Anspielung auf das Theaterstück „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ von Edward Albee, das in Ungarn gern zur Ermutigung zitiert wird – Anm. d. Red.)
Auf Kettős Mérce kritisiert András Jámbor den Ministerpräsidenten, der nach eigenem Bekunden die Aufforderung zur Entschuldigung als einen Witz aufgefasst habe. Es sei einem Ministerpräsidenten nicht anzuraten, sich über 50- bis 80-tausend Menschen lustig zu machen, die für Verbesserungen im Bildungswesen demonstrieren würden – ein im Übrigen respektables Anliegen. (Wie gewöhnlich gibt es unterschiedliche Angaben zur Zahl der Demonstranten vor dem Parlamentsgebäude. Népszabadság hatte sie mit 35.000 beziffert, vgl. BudaPost vom 17. März – Anm. d. Red.)
István Pukli, der einen wilden einstündigen Streik ausgerufen hatte, falls sich die beiden wichtigsten Repräsentanten des Staates nicht entschuldigen sollten, habe sich lächerlich gemacht. Diese Ansicht vertritt András Stumpf auf Mandiner. Der Direktor eines Gymnasiums betreibe Muskelspiele, habe jedoch kein konkretes Ziel vor Augen, das er erreichen wolle. Tatsächlich lehne Pukli die Teilnahme an den Gesprächen über die Forderungen der Lehrer ab, wolle aber bestimmen, wer die Regierung bei diesen Verhandlungen vertreten sollte, kritisiert Stumpf.
Auf 444 vergleicht Péter Uj Pukli mit einem Schachspieler, der seinen eigenen Bauern gegen eine von Offizieren umgebene Dame ins Feld führt. „Er habe sich für den Heldentod entschieden“, schreibt Uj. Nur die „verblendetsten“ Anhänger würden noch ein oder zwei weitere Wochen an seinen Sieg glauben, ist Uj überzeugt.
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