Debatte um Népszabadság geht weiter
12. Oct. 2016Ein regierungsnaher Kommentator kann nachvollziehen, dass das Erscheinen von Népszabadság habe aufgrund finanzieller Erwägungen eingestellt werden müssen. Gleichzeitig tun ihm seine nunmehr arbeitslosen linksorientierten Kollegen leid. Dennoch bedauert er das Verschwinden des einstigen KP-Zentralorgans nicht.
In der ersten Reaktion einer regierungsnahen Tageszeitung auf die am Samstag erfolgte Schließung des wichtigsten linksorientierten Blattes stellt Zsolt Bayer von Magyar Hírlap fest, dass die von Népszabadság erwirtschafteten Verluste durch Gewinne finanziert worden seien, die die zum Portfolio ihres Eigentümers Mediaworks gehörenden Regionalzeitungen eingefahren hätten. Das in Wien beheimatete Unternehmen habe seinen Mitarbeitern in der Region eine technische Aufrüstung sowie höhere Bezüge versprochen, diese Zusagen jedoch nicht einhalten können, weil die von ihnen eingebrachten Gewinne in die Kompensation der Népszabadság-Verluste geflossen seien. Die regionalen Redakteure hätten zudem weniger als die Hälfte dessen verdient, was Népszabadság einem Berufseinsteiger gezahlt habe.
Bayer erinnert an Zeiten vor der Wende, als Busfahrgäste mitreisende Leser von Népszabadság für Unterstützer des kommunistischen Regimes gehalten hätten. „Wer würde es denn nicht bedauern, dass viele Menschen ihre Einkommen verlieren?“, fragt Bayer. „Wer aber würde das Verschwinden gerade dieser bestimmten Zeitung bedauern?“ fragt der Kommentator weiter und konstatiert überrascht: die rechtsradikale Jobbik! Bayer führt das auf die angeblichen Verbindungen der Partei zu Lajos Simicska zurück, dem ehemaligen Schatzmeister des Fidesz. (Simicska, dem mehrere Zeitungen gehören, hatte sich Anfang vergangenen Jahres mit Ministerpräsident Orbán überworfen und gilt nunmehr als dessen Intimfeind, vgl. BudaPost vom Februar 2015 bis Juli 2016 – Anm. d. Red.) In einer Nebenbemerkung verweist Bayer zudem darauf, dass seines Wissens die verbliebene linke Tageszeitung des Landes, Népszava, von Simicska subventioniert werde.
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