Pfeifkonzert bei 56er-Gedenken
25. Oct. 2016Kommentatoren betrachten die Störungen am Rande der offiziellen Gedenkveranstaltung zum 60. Jahrestag des ungarischen Volksaufstandes vor dem Parlamentsgebäude als Zeichen einer tiefen gesellschaftlichen Spaltung.
György Sebes beklagt in Népszava, dass die politischen Rivalitäten mittlerweile ein Stadium erreicht hätten, das über einfache Wortgefechte hinausgehe. Der Kommentator verurteilt regierungsnahe Demonstranten, die während der Rede des Ministerpräsidenten pfeifende Protestierende tätlich angegriffen hatten, und wirft dem Regierungslager eine Gesinnung vergleichbar mit der des kommunistischen Regimes vor, gegen das die Menschen vor 60 Jahren aufbegehrt hätten. Abschließend vermerkt Sebes, er könne „keinen Grund zum Feiern“ erkennen, wofür er die Regierung verantwortlich macht.
Szabolcs Szerető verurteilt all jene, die ihre Unterstützer zu einem Pfeifkonzert während der offiziellen Feier aufgerufen hatten – ohne den Vizevorsitzenden von „Gemeinsam“, Péter Juhász, ausdrücklich beim Namen zu nennen. In Magyar Nemzet wirft Szerető ihnen vor, für eine „würdelose Situation“ gesorgt zu haben, glaubt jedoch dessen ungeachtet, dass im ganzen Land angemessen an die Ereignisse vor 60 Jahren gedacht worden sei. Dies zeige, dass die in der politischen Landschaft vorhandenen tiefgehenden Zerwürfnisse den aktuellen Zustand der Gesellschaft keineswegs getreulich widerspiegeln würden. Allerdings sei die nationale Einheit des Jahres 1956 außergewöhnlich gewesen und man könne von den heutigen Ungarn kaum ernsthaft erwarten, sich daran ein Beispiel zu nehmen.
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