Körperschaftssteuer bald so niedrig wie nirgends in der EU
19. Nov. 2016Ein konservativer Analyst begrüßt die Ankündigung von Ministerpräsident Viktor Orbán, die ungarische Körperschaftssteuer auf den tiefsten Wert innerhalb der EU zu senken. Sein liberaler Kollege wiederum befürchtet, dass die Steuersenkung Diskrepanzen in der Wirtschaft verursachen werde.
Am Donnerstag kündigte Ministerpräsident Orbán an, dass Ungarn die Körperschaftssteuer im kommenden Jahr auf neun Prozent reduzieren werde. Damit erhält Ungarn die niedrigste Körperschaftssteuer innerhalb der EU. Derzeit werden jährliche Gewinne unter 500 Millionen Forint mit zehn und Profite über 500 Millionen mit 19 Prozent besteuert. Gleichzeitig plant Ungarn eine deutliche Erhöhung des Mindestlohns, was sich auf das gesamte Gehaltsgefüge auswirken dürfte. Mit dieser Maßnahme sollen Arbeitskräfte davon abgehalten werden, sich im Westen nach alternativen Jobs umzuschauen. Vorgesehen ist, dass die Steuersenkung Unternehmen für die mit der Mindestlohnerhöhung einhergehenden Verluste entschädigt.
Die „kräftige und unerwartete“ Senkung der Körperschaftssteuer werde Ungarns Wettbewerbsfähigkeit verbessern, ausländische Investitionen ankurbeln und es zur gleichen Zeit Arbeitgebern ermöglichen, signifikante Lohnerhöhungen anzubieten, notiert Csaba Szajlai in Magyar Hírlap. Der konservative Ökonom glaubt, dass das geringe Defizit und die sinkenden Staatsschulden der Regierung eine Reduzierung der Körperschaftssteuer gestatten würden, ohne zugleich Wachstum und wirtschaftliche Stabilität aufs Spiel zu setzen.
Die Hauptnutznießer der angekündigten Körperschaftssteuersenkung werden multinationale Unternehmen sein, vermutet Zoltán Farkas. Kleine und mittelständische Unternehmen, deren jährliche Gewinne jenseits von 500 Millionen Forint lägen, hätten dagegen das Nachsehen, schreibt Farkas in Heti Világgazdaság. Zudem werde der pauschale Steuersatz für eine weitere Ungleichheit innerhalb der Wirtschaft sorgen. Mit Sondersteuern belegte Unternehmen, darunter Banken, Telekommunikationsgesellschaften und Handelsketten, würden künftig eine ungerechterweise schwere finanzielle Last schultern müssen, während anderen Bereichen wie Bauwirtschaft und Industrie die niedrigste Steuerrate der EU geboten werde.
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