Europäische Herausforderungen im Jahr 2017
2. Jan. 2017Für einen linksorientierten Kommentator bildet der zunehmende Nationalismus die größte Herausforderung im Europa des Jahres 2017. Sein regierungsnaher Kollege dagegen betrachtet die illegale Migration sowie den muslimischen Fundamentalismus als die Hauptgefahr für die Zukunft unseres Kontinents.
Róbert Friss, Redakteur bei der linken Tageszeitung Népszava, beunruhigt der um sich greifende EU-Skeptizismus und befürchtet, dass er mittlerweile die Zukunft des europäischen Projekts gefährde. Böse Vorahnungen beschleichen Friss auch mit Blick auf Donald Trump in dessen Funktion als US-Präsident. Trumps Präsidentschaft, so der Journalist, werde nationalistische Politikansätze bevorzugen und dadurch die internationale Zusammenarbeit sehr wahrscheinlich schwächen. Als Folge könnten sowohl die Vereinten Nationen als auch die Europäische Union ihren Einfluss als supranationale Organisationen verlieren. Was Ungarn betrifft erwartet Friss von der Regierung Orbán Widerstand gegen weitere europäische Integrationsbemühungen, denn eine zentralisiertere Union würde ihre eigene Macht beschränken und die weitere Umsetzung ihrer illiberalen Vision verhindern. Friss dagegen geht davon aus, dass die Europäische Union nur durch eine weitere Integration gerettet werden könne.
In Magyar Idők beschreibt Gyula Haraszti Europa als einen Kontinent im Kriegszustand. Der regierungsnahe Kommentator geht davon aus, dass die massenhaft illegal nach Europa gekommenen muslimischen Migranten potenzielle Kämpfer des einen unkonventionellen Krieg gegen die europäische Kultur und die Christen führenden IS seien. Für Haraszti ist es tragisch, dass europäisches Recht und die herrschenden Eliten den Kontinent nicht vor den radikal-muslimischen „Besetzern“ hätten verteidigen können. Um die Sicherheit des Kontinents zu bewahren, müssten die europäischen Führungspersönlichkeiten „auf Kriegslogik umschalten“ und illegale Migranten aufhalten. In einer Randnotiz fordert Haraszti, dass ausschließlich illegale Migranten mit bösen Absichten deportiert werden sollten, damit „Europa für die Europäer bewahrt wird“. Dagegen „muss echten Flüchtlingen – so wie von christlicher und humanitärer Sittlichkeit gefordert – Asyl gewährt werden“.