Loyalität der Fidesz-Intellektuellen bezweifelt
22. Apr. 2017Zwei junge konservative Analysten äußern den Verdacht, dass sich Gleichgesinnte aus Kreisen der Mittelschicht von der Fidesz-Politik abwenden würden. Ein der Regierung nahestehender Kommentator fordert einen Dialog zwischen konservativen Eliten und denjenigen, die in Ungarn an der Macht sind.
Gellért Rajcsányi wirft auf Mandiner dem Fidesz vor, er greife auf eine zunehmend gegen Intellektuelle gerichtete Rhetorik zurück. Eine derartige Ansprache könne lediglich solche „frustrierten alten Rentner“ begeistern, die nostalgisch auf die Kádár-Ära zurückblicken würden. Indem der Fidesz diese Wählerklientel umwerbe, verschrecke er sowohl echte Konservative als auch die jüngeren Generationen – ihre einstige Basis, so der konservative Blogger.
Auch György Pápay geht davon aus, dass die Regierungspartei auf das Schüren von Ängsten setze, um unterprivilegierte Massen zu mobilisieren. In Magyar Nemzet schreibt der konservative Kolumnist: Die vom Fidesz angeschlagene und gegen Brüssel, Soros und Migranten gerichtete Rhetorik möge wohl ärmere Wähler umwerben, doch der Einsatz der Regierungspartei für kostengünstigere Versorgungsdienstleistungen dürfte bei Konservativen der Mittelschicht kaum Loyalität erzeugen, denn sie erwarteten von einer rechtsorientierten Regierung eine andere Grundhaltung.
Der Fidesz verfüge über kein ganzheitliches intellektuelles Hinterland, notiert Bálint Botond in Magyar Idők. Der Hauptgrund, dass sich die Regierungspartei niemals eine starke Basis innerhalb der Intelligenzschicht aufgebaut habe, liege darin, dass sie von linken Liberalen beherrscht werde. Deshalb hat sich laut Botond der Fidesz mehr mit technokratischen Fachleuten befasst als mit klassischen Meinungsmachern. Konservative Intellektuelle hätten sich bislang von den aktuell Herrschenden distanziert, anstatt den Versuch zu unternehmen, dem Fidesz mit konstruktiver Kritik unter die Arme zu greifen. Im Hinblick auf die derzeitige Unzufriedenheit unter konservativen Intellektuellen bezeichnet es Botond als betrüblich, dass sich diese angeblich rechts ausgerichteten Personen hysterischen, die Orbán-Regierung aus ideologischen Gründen kritisierenden linken Eliten angeschlossen hätten. Der Fidesz sollte gegenüber konservativen Köpfen gefälliger und offener sein, aber rechts ausgerichtete Intellektuelle sollten auch mehr Loyalität gegenüber der Regierung unter Beweis stellen, fordert Botond abschließend.
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