Polemik in der Rhetorik
6. Jul. 2017Ein in der politischen Mitte beheimateter Kommentator hält den vom Chef der konservativ-liberalen „Bewegung für ein modernes Ungarn“ gegen Ministerpräsident Viktor Orbán gerichteten Faschismusvorwurf für kontraproduktiv. Solche Rhetorik, so der Kommentator, helfe der regierenden Partei lediglich bei der Mobilisierung ihrer Anhänger.
Lajos Bokros, einst Wirtschaftsminister im sozialistischen Kabinett unter Führung von Gyula Horn, später Europaparlamentarier für das konservative MDF und aktuell Vorsitzender der Modern Magyarország Mozgalom Párt (MoMa) hatte Orbán in einem Facebook-Eintrag als „Faschisten“ tituliert. Bokros vertritt die Ansicht, dass die gegen George Soros gerichtete Regierungskampagne nichts weiter sei als „auf Lügen gründende antisemitische Propaganda”. Folglich handele es sich bei der ungarischen Regierung und dem Minsterpräsidenten um Faschisten.
Die von Bokros geäußerten Vorwürfe würden dem Ministerpräsidenten eher helfen als schaden, mutmaßt Albert Gazda in Magyar Nemzet. Der gemäßigte Kolumnist hält die Anti-Soros-Kampagne der Regierung für höchst problematisch, glaubt jedoch gleichzeitig, dass sie nichts mit der faschistischen Ideologie zu tun habe. Das Kabinett Orbán verfüge über gar keine ideologische Vision, sondern orientiere sich lediglich an öffentlichen Stimmungen und tue alles, was zur Steigerung seiner Popularität beitrage. Gazda vermutet, dass der Vorwurf einer faschistischen Gesinnung dem Fidesz mehr als der Opposition bei der Wählermobilisierung helfen werde.
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