Gymnasiasten demonstrieren für Bildungsreformen
23. Jan. 2018In der führenden regierungsfreundlichen Tageszeitung vertritt ein betroffener Schüler die Auffassung, dass die eine Reform des Bildungssystems fordernden Gymnasiasten keinerlei glaubwürdige Ideen zur Hand haben und lediglich den Interessen der Oppositionsparteien dienen würden. Eine linke Kommentatorin hingegen hält die Forderungen der Schüler für legitim und vernünftig.
Am Freitag haben vor dem ungarischen Parlamentsgebäude in Budapest einige tausend Gymnasiasten für systemische Bildungsreformen protestiert. Hauptpunkte ihres Forderungskatalogs sind unter anderem ein weniger anstrengender Lehrplan und eine Senkung der Anzahl von Unterrichtsstunden in den Gymnasien sowie eine bessere Finanzausstattung von Universitäten.
Es sei destruktiv, dass Schülerverbände am Freitag aus Protest gegen die Bildungspolitik der Regierung zu einem Unterrichtsboykott aufgerufen hätten, schreibt Barnabás Heinz in Magyar Idők. Heinz – selbst Gymnasiast – räumt ein, dass das ungarische Bildungssystem reformiert werden sollte. Allerdings hält er die Agenda der Schülerorganisation für wenig realistisch. Auch die Tatsache, dass der den Protest initiierende Verband über Kontakte zu Oppositionspolitikern, zur Central European University sowie zur Sozialdemokratischen Partei Deutschlands verfügt, bezeichnet Heinz als problematisch.
In den Augen Judit Kósas von Népszava sind die Forderungen und die Kritik der Schülerinnen und Schüler gerechtfertigt. Die linksorientierte Kolumnistin sieht in der Aktion einen Aufstand der jungen, aufstrebenden Generation gegen illiberales und undemokratisches Regieren. Kósa hält es für absurd, dass die regierungsnahen Medien die jungen Demonstranten als Agenten von George Soros brandmarken würden – junge Leute also, die eine bessere Ausbildung anstreben würden, damit sie in Ungarn einmal ein menschenwürdiges Leben führen könnten.
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