Historiker verteidigt „Haus der Schicksale“
11. Oct. 2018Ein Geschichtswissenschaftler, der vor vier Jahren an der Entwicklung des Projekts „Haus der Schicksale“ mitgewirkt hatte, bezeichnet den Streit um die Dauerausstellung als Ausfluss von Emotionen. Fakten hingegen hätten bei der Debatte über die Einrichtung kaum eine Rolle gespielt. Das „Haus der Schicksale“ soll an die im Zuge des Holocaust ermordeten Kinder erinnern.
András Gerő, Professor für Geschichte an der Central European University und Direktor des staatlich geförderten Instituts zur Erforschung der Habsburger Zeit, weist in einem ausführlichen Beitrag für 24.hu darauf hin, dass das „Haus der Schicksale“ die Resistenz gegen den Antisemitismus stärken sowie Kenntnisse über den Holocaust vermitteln werde. Aus diesem Grunde sei der von Intellektuellen im In- und Ausland gegen das Projekt organisierte massive Widerstand irrational und kontraproduktiv. (Das Museum hatte ursprünglichen Planungen zufolge bereits vor vier Jahren zum Gedenken an den 70. Jahrestag des ungarischen Holocaust eröffnet werden sollen – Anm. d. Red.) Gerő kritisiert die Regierung, weil sie das Projekt als Reaktion auf den internationalen Druck eingefroren habe. „Selten nur habe ich eine derartige Inkonsequenz seitens einer Regierung gesehen“, kritisiert Gerő und erklärt, dass sich die geplante Ausstellung vor allem an junge Generationen richten und sie in emotionaler Weise über das Schicksal der 1944 ermordeten Zehntausenden von unschuldigen Kindern aufklären solle. Nach dem Besuch könnten die Jugendlichen im angrenzenden Dokumentationszentrum sämtliche Aspekte des Holocaust und seiner Vorformen recherchieren. Der Komplex vom „Haus der Schicksale“ werde auch ein Bildungszentrum umfassen, in dem die Schüler Informationskurse besuchen könnten sowie den Lehrern eine spezielle Weiterbildung zu den Holocaust betreffenden Themen angeboten werde. Möge das Projekt dieses Mal nicht wieder auf Eis gelegt werden, so die Hoffnung Gerős. (Die Redakteure des linksorientierten Internetportals laden seine Leser zur Beteiligung an der Diskussion ein.)
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